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Feierliche Einweihung des Denkmals für Deserteure in Ronsdorf

06.09.2019

Am Sonntag wurde im Ronsdorfer Stadtgarten -schräg gegenüber vom Bandwirkerbad- in Anwesenheit der Spitzenpolitiker Wuppertals feierlich ein Denkmal für die während der Naziherrschaft hingerichteten Deserteure eingeweiht. Die Erich-Fried-Gesamtschule hat einen maßgeblichen Anteil am Entstehungsprozess dieses Denkmals, und diese Geschichte soll hier kurz erzählt werden.
Der 27. Januar ist seit 1996 der Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. Die Stadt Wuppertal begeht diesen Gedenktag, dabei sind im Wechsel Schulen aus Wuppertal an der Gestaltung der Gedenkfeier beteiligt, unter Federführung der Begegnungsstätte "Alte Synagoge" in Elberfeld. 2015 war die Erich-Fried-Gesamtschule an der Reihe, und der Schulleiter bat den Lehrer des Geschichts-Leistungskurses, Jörn Dau, darum, sich mit dem LK in diesem Projekt zu engagieren.
Frau Dr. Schrader, die Leiterin der Begegnungsstätte, hatte mit Florian Hans einen jungen Historiker der Universität Münster gewinnen können, das Vorhaben wissenschaftlich zu begleiten.
Die Vorbereitungen der Gedenkveranstaltung waren sehr zeitintensiv und bereiteten allen Beteiligten viel Arbeit. Die Gedenkstunde in der Citykirche wurde geplant, die einzelnen Beiträge wurden verfasst, die Schüler befragten Zeitzeugen, forschten in Archiven, führten Interviews, und schrieben dann die Texte, die in der Gedenkveranstaltung vorgetragen wurden.
Die Gedenkveranstaltung war ein überaus beeindruckendes Ereignis, und der damalige Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, Peter Jung, sagte am Ende der Feierstunde spontan zu, dass den Deserteuren der Wehrmacht ein Denkmal gesetzt werden sollte.
Damit begann die zweite Phase des Projekts.
Zunächst rückte für den LK Geschichte das Abitur näher, das alle Teilnehmer dann im Juni stolz in ihren Händen hielten. Danach begann die Arbeit am Denkmal. Wiederum leitete und koordinierte Frau Dr. Schrader, unter Beteiligung des Pfarrers der Evangelisch-Reformierten Gemeinde Ronsdorf, Dr. Jochen Denker, die Arbeit der "Denkmalsgruppe". Es folgten unzählige Arbeitstreffen, auch mit dem Bürgermeister, und schließlich konnte die Arbeitsgruppe einen Denkmalsentwurf präsentieren, als Grundlage für die dann folgende Umsetzung durch die Politik.
Das Besondere am dieser Entstehungsgeschichte ist, dass weiterhin die EFG an dem Projekt beteiligt waren. Zwar hatten die SchülerInnen ihr Abi in der Tasche, doch wollten drei von ihnen unbedingt diese Geschichte zu Ende bringen. Und so gebührt den Ehemaligen Till Sörensen, Merlin Metag und Leon Wilke der Dank dafür, dass es in Ronsdorf nun ein Denkmal für die hingerichteten Deserteure gibt. Ihr Engagement ist ein Beispiel dafür, was ehrenamtliches Arbeiten erreichen kann, um unsere Demokratie zu schützen und zu bewahren.
Ebenfalls von unschätzbarem Wert ist der Einsatz des Bezirksbügermeisters, Harald Scheuermann-Giskes, und seines Stellvertreters, Kurt von Nolting, die dieses Projekt in der Bezirksvertretung unterstützten und schließlich die Umsetzung möglich machten.
Das Denkmal reiht sich im Stadtgarten in die anderen Denkmäler ein, und somit ist dort der ideale Ort, um herauszufinden, wie Gedenken und Erinnerungskultur in verschiedenen Zeiten interpretiert wurden und werden.
Die Gedenkstätte hat der Schule freundlicherweise Informationsmaterial zur Verfügung gestellt, zum einen ein Buch des Historikers Florian Hans zu den Erschießungen der Deserteure in den Ronsdorfer Kasernen, und eine Broschüre über die verschiedenen Gedenkstätten im Stadtgarten. Das Material ist über Herrn Dau zu beziehen.
Der Sonntag wurde nicht zufällig als Datum der Einweihung gewählt: An diesem Tag jährte sich zum 80. Mal der Überfall der faschistischen Wehrmacht auf Polen, was den Zweiten Weltkrieg auslöste, und die Verbrechen in diesem Krieg sind unbeschreiblich. Ein wichtiger Tag also, um dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus einen neuen, bedeutenden Impuls zu geben.

Text und Bilder: J. Dau

  • Bild: Jörn Dau
  • Bild: Jörn Dau

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